Die Schwestern Unserer Lieben Frau sind 1850 von den beiden Coesfelder Lehrerinnen Hilligonde Wolbring und
Elisabeth Kühling in Coesfeld in einer Zeit großer Not gegründet worden. Von der Armut der Kinder berührt,
nahmen die beiden Lehrerinnen sieben Mädchen in ihr Haus in der Süringstraße auf. Kaplan Elting brachte sie auf die Idee, eine Ordensgemeinschaft zu gründen, um ihrem sozialen Engagement eine langfristige Perspektive zu geben. Vor dem berühmten Coesfelder Kreuz in der St. Lamberti-Kirche trafen die beiden Coesfelderinnen die
Entscheidung, als Ordensfrauen zu leben. Schon 1855 war die Gemeinschaft eigenständig und wuchs rasch. Im
Mutterhaus Annatal, am heutigen Standort des Krankenhauses, wurden die Schwestern als Lehrerinnen ausgebildet und unterrichteten in der ordenseigenen Schule. Der Kulturkampf machte für alle Ordensleute in Preußen eine Unterrichtstätigkeit jedoch unmöglich. Deshalb musste 1877 das Annatal verkauft werden. 200 Schwestern wanderten nach Nordamerika aus, wo sie in kleinen Pfarrschulen als Lehrerinnen tätig waren. Das war der Beginn der internationalen Verbreitung der Gemeinschaft.
Als die Schwestern nach dem Kulturkampf 1887 wieder nach Deutschland zurückkehren konnten, entschied man sich für eine Niederlassung am Niederrhein in Mülhausen, weil man im Ruhrgebiet einen sozialen Brennpunkt sah, der sich für das Apostolat anbot. Die Schwestern eröffneten zahllose Kindergärten und Schulen. Zwischen den beiden Weltkriegen gab es eine weitere Auswanderungswelle nach Brasilien, wo ebenfalls ca. 200 Schwestern neue
Betätigungsfelder in Erziehung und Bildung, Pastoral und Gesundheitsfürsorge fanden.
Erst zum 100-jährigen Jubiläum der Gemeinschaft 1950 kehrten die Schwestern wieder nach Coesfeld an den Gründungsort zurück. Man erwarb die spätere „Liebfrauenburg“, die im Stadtzentrum ganz in der Nähe des alten
Annatal lag. Das in Trümmern liegende Gebäude musste erst wieder aufgebaut werden. Auch hier wurde etwas
später neben dem Kloster eine Schule angesiedelt, die heutige Liebfrauenschule Coesfeld, ein Berufskolleg in der Trägerschaft des Bistums Münster. Da die Stadt den Park der Schwestern gerne für die Bürger zur Verfügung stellen wollte (der so genannte neue Schlosspark wurde am 25. Juni 2017 nach einer kompletten Neugestaltung feierlich
eröffnet), kam es in den 70er Jahren zu einem Verkauf von Grundstück und Gebäude an die Stadt. Etwas außerhalb
am Gerlever Weg wurde ein modernes Schwesternwohn- und Altenheim errichtet. Das Kloster Annenthal feierte 2018 sein 40-jähriges Bestehen.